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Ausgangsbetrachtung
Great Ocean Road-Twelve Apostles
Von Apollo Bay zu den Zwölf Aposteln
Australien/Darwin 30.4.2014
Great Ocean Road-Kennett River
Nach drei Tagen in Lorne an der Great Ocean Road übersiedelte ich knappe fünfzig Kilometer weiter südwestlich nach Apollo Bay. Dort hatte ich das angenehme Coastal Motel bereits vorgebucht. Es gab einen feinen Dauerregen, der alles trüb, feucht und nebelig machte.

Sieben Kilometer nach Lorne kommt Cumberland River, ein Holiday Park am gleichnamigen Fluss. Die Einfahrt in das schöne Campinggebiet war mir schon beim letzten Vorbeifahren aufgefallen. Der Regen hatte aufgehört, und ich beschloss, den Fluss stromaufwärts zu wandern. Daneben erhoben sich schroffe Felsen, wodurch die Anziehungskraft der Landschaft nochmals erhöht wurde. Das liebliche langsam dahinrinnende Gewässer konnte bei Hochwasser mächtige Schäden anrichten und riesige Baumstämme ins Tal mitbringen. Der Pfad war so feucht, dass ich bald aufgeben musste, wenn ich nicht komplett durchnässt werden wollte. Dennoch hatte sich der kleine Ausflug gelohnt.

Kurz vor Cape Patton etwa auf halbem Weg nach Apollo Bay liegt der kleine Ort Kennett River mit seinen wichtigen Feuchtgebieten.
Great Ocean Road-Great Otway National Park, Maits Rest
Auch hier blickte ich mich um. Bekannt ist Kennett River neben dem Holiday Park für die Koalas, die in den Bäumen hinter dem Park leben. Tatsächlich war es sehr leicht, die kleinen Koalas in den Ästen zu entdecken.

In Apollo Bay bezog ich mein Motel. Es war eine Freude, einmal in so ein gepflegtes Heim zu kommen, ohne dass man überteuerte Preise dafür bezahlen musste. Hier stimmten Preis und Leistung aus meiner Sicht wirklich überein, und ich fühlte mich sofort sehr wohl in diesem Haus. Aus diesem Grund verlängerte ich meinen Aufenthalt auf vier Tage, was ich sonst sicherlich nicht getan hätte.

Nicht einmal zwanzig Kilometer nach Apollo Bay vor der Anfahrt zum Cape Otway befindet sich Maits Rest, ein etwa halbstündiger Boardwalk durch einen großartigen gemäßigten Regenwald in einer Rinne innerhalb des Great Otway National Parks. In dieser natürlichen Umgebung findet man große Baumfarne, moosbewachsene Stämme uralter Bäume, Baumriesen und Schlingpflanzen. Die Mountain Ash Bäume (Riesen-Eukalyptus) in diesem Gebiet können über dreihundert Jahre alt und über sechzig Meter hoch sein. Diese Baumart kann generell über einhundert Meter
Great Ocean Road-Great Otway National Park, Maits Rest
hoch in den Himmel wachsen und ist die größte Blütepflanze der Welt. Der im Jahr 1993 eröffnete Plankenweg war trotz oder vielleicht auch gerade wegen des feuchten Wetters seinen Besuch wert. Am Rückweg nach Apollo Bay stieg der Nebel aus den Hügeln auf und eröffnete mystische Ansichten von Fluren und Wäldern.

Wie erwartet hatte ich gut und lange in der ersten Nacht in Apollo Bay geschlafen. Das Wetter war besser geworden, und zu Mittag brach ich zum Otway Fly Tree Top Walk auf. Schon öfters hatte ich in verschiedenen Ländern Angebote über solche Spaziergänge in den Baumkronen wahrgenommen, aber ich hatte es noch niemals probiert. Das sollte sich an diesem Tag endgültig ändern. Ich musste rund fünfzig Kilometer in die Berglandschaft des Nationalparks nördlich von Apollo Bay einfahren, um zu dieser Attraktion zu gelangen. Die Abzweigung bei Skenes Creek an der Great Ocean Road, führte mich nach kurzer Zeit zum Evans Lookout, von wo aus ich einen Blick über die Hügel in die Apollo Bay werfen konnte. Später kam ich auf eine schmale sogenannte „Tourist Road“, die ewig lang in unendlichen Kurven durch einen Regenwald führte. Irgendwann sah ich eine Einfahrt zu einem Parkplatz, die sich als richtig herausstellte. Nach einem kurzen
Apollo Bay-Otway Tree Top Walk Anreise, Evans Lookout
Fußmarsch kam ich zu einem Besucherzentrum, zeigte mein Ticket, das ich mir bereits vorher besorgt hatte, und wurde eingelassen. Am Eingang befand sich ein Kinderspielplatz, und es herrschte reges Treiben.

Der Otway Fly wurde im Jahr 2003 eröffnet und ist ein 600 Meter langer Fußweg 25 Meter über dem Waldboden, errichtet aus mehr als 120 Tonnen Stahl. Die stabile Konstruktion trägt bis zu 400 Kilogramm pro Quadratmeter und kann Windgeschwindigkeiten bis zu 260 Kilometer pro Stunde standhalten. Der 24 Meter in den Wald reichende vorspringende Träger kann unglaubliche 28 Tonnen aushalten, was etwa 14 Elefanten entspricht. Das gesamte Gebiet mit dem höchsten durchschnittlichen Jahresniederschlag ganz Victorias liegt auf 500 Meter Seehöhe. Mehr als die Hälfte des Weges wurde auf bereits existierenden Holzfällerschneisen gebaut. Höhepunkte sind der 45 Meter hohe spiralförmige Turm und der oben beschriebene Ausleger, der hoch über dem Young´s Creek auf und ab wiegt. Der Regenwald ist mit Bäumen und Pflanzen bestückt, die sich in über 120 Millionen Jahren herausgebildet haben, aus einer Zeit, in der Australien noch zum Super-Kontinent Gondwanaland gehörte. Neben dem Tree Top Walk wurden auch Zip Line Eco-Tours, wo man
Great Otway National Park-Otway Tree Top Walk
sich über Seilwinden von einer Station zur nächsten schwingen konnte, und ein Abseilabenteuer auf den Waldboden angeboten.

Am Beginn der Wanderung stand ein Fußmarsch am Boden über verschiedene Stationen. Auf Tafeln wurde den Besuchern Wissenswertes über die Erdgeschichte, die Tier- und Pflanzenwelt, die Buschfeuer als natürliches Phänomen der australischen Landschaft und über die prähistorischen Reptilien mit auf den Weg gegeben. In den Wäldern leben zahlreiche hochgiftige Schlangen, die man jedoch so gut wie nie zu Gesicht bekommt. Die dominierenden Baumarten sind der gewaltige Mountain Ash und die australische Schwarzholz-Akazie. In den unteren Ebenen dominieren verschiedene Farnarten die Waldlandschaft. Dann ging es los, und ich schritt über die Stahlgitterkonstruktion. Ich hatte in Wirklichkeit das Gefühl, viel höher zu sein, als ich tatsächlich war. Hier hätte ich mich gewaltig verschätzt. Zahlreiche Towers dienten als Aussichtspunkte, wo Unterschiedliches zu sehen war. Der Aufstieg auf den Spiraltower war ein Abenteuer für sich, manche blieben lieber unten, wenn sie nicht höhensicher genug waren. Hier befand man sich tatsächlich innerhalb der Baumkronen auf ungefähr 50 Meter Höhe. Mir kam
Great Otway National Park-Otway Tree Top Walk
vor, als stünde ich fast 100 Meter über der Erde, doch das täuschte mit den nahen Baumriesen. Das Schwingen des Auslegers war gewöhnungsbedürftig, aber ein tolles Erlebnis. Ich traf einige europäische Touristen, mit denen ich mich freundschaftlich unterhielt. Durch meine zahlreichen Besuche in den verschiedenen Nationalparks hatte ich bereits viel gelernt und sah so manches mit anderen Augen als zuvor. Der Tree Top Walk hatte mir Spaß gemacht und ist jedem Naturliebhaber zu empfehlen.

Wenige Kilometer weiter liegt der Startpunkt für eine kurze Wanderung zu den Triplet Falls. Ich fuhr die Staubstraße bis zum Parkplatz und startete los. Der Name des Wasserfalls klang gut, aber würde der Young´s Creek, der ihn speist, überhaupt genug Wasser führen? Bald würde ich es wissen. Wieder führte der Weg durch gemäßigten Regenwald vorbei an herrlichen Bäumen und alten Stämmen. Dann hörte ich den Wasserfall. Die Wassermenge war geringer als auf den vorab gesehenen Bildern, doch der kurze Ausflug hatte sich durchaus gelohnt. Über einen Felsen sprang in mehreren Kaskaden das Wasser des Young´s Creek zu Tal. Angeblich zeigt sich hier, wenn man Glück hat, auch der Platypus, das
Great Otway National Park-Triplet Falls
Schnabelier, welches ich schon in Bombala in der Platypus Reserve gesehen hatte. Diesmal klappte es nicht, und ich fand keinen Platypus im Wasser. Am Weg zurück stieß ich auf die Überreste einer alten damals sehr bedeutenden Sägemühle, die im 19. Jahrhundert in den Otway Ranges gearbeitet hatte.

Noch war mein Tag nicht zu Ende. In der Gegend befanden sich mehrere Wasserfälle, und einen wollte ich mir noch anschauen. Ich fuhr an der Hügelkette ein Stück zurück und bog später auf einer Schotterstraße in den Wald zu den Hopetoun Falls ab. Nach einigen mühsamen Kilometern erreichte ich endlich den Parkplatz. Der Fall war von oben zu hören und zwischen den Bäumen ein wenig zu sehen, aber nicht gut genug. Die Aussichtsplattform war einsturzgefährdet und gesperrt. Ich ging die steilen Treppen hinunter. Nur ein einziger Wagen stand am Parkplatz mitten in der Wildnis neben meinem, ein seltsames Gefühl. Unten begegnete ich einer Familie mit Kindern. Die Mühe hatte sich ausgezahlt. Ein wirklich naturbelassener wilder Wasserfall mit umgestürzten Bäumen quergelegt und schroffen Felsen war zu sehen. Ich kletterte über die Absperrung, um noch näher heranzukommen. Das war Natur pur. Die stürzende Wassermenge war zwar auch
Great Otway National Park-Hopetoun Falls
eher gering, doch man konnte sich vorstellen, was hier los sein würde, wenn der Fluss angeschwollen wäre. Es war halb sechs Uhr nachmittags geworden und Zeit, den finsteren Wald wieder zu verlassen.

In Apollo Bay lernte ich den Ehemann meiner Vermieterin kennen, der in Melbourne einen Malerbetrieb leitete, und ständig pendeln musste. Bereits um vier Uhr morgens stand er für gewöhnlich auf, um rechtzeitig in seinem Unternehmen anzukommen. Das Ehepaar war außergewöhnlich zuvorkommend und freundlich, hatten doch beide europäische Wurzeln in Mazedonien-Montenegro.

Die Twelve Apostles sind einsame bis zu sechzig Meter hohe im Meer stehende Brandungsfelsen aus Kalkstein. Sie liegen zwischen Princetown und Port Campbell im Bundesstaat Victoria im Port Campbell National Park und sind angeblich nach Uluru (Ayers Rock) die meistfotografierte Touristenattraktion Australiens. Die Morgen- und Abendsonne lassen die Felsen in der Brandung vor dem Strand leuchten. Tatsächlich können von den Aussichtsplattformen nur sieben Felsensäulen gesehen werden. Der
Great Ocean Road-Blick von den Twelve Apostles in Richtung Südosten
ursprüngliche Name der Twelve Apostels lautete The Sow and Piglets (Die Sau und Schweinchen). Der aktuelle Name dürfte Ende der 1950er Jahre aufgekommen sein, um mit einem vornehmeren Begriff mehr Touristen anzulocken. Aber bereits zum damaligen Zeitpunkt standen keine zwölf Felsentürme im Wasser sondern nur neun. Da aber mit dem Wort Apostel die Zahl 12 verbunden wird, wurde später einfach diese Nummer hinzugefügt. Immer wieder waren in den vergangenen Jahrzehnten Felsen infolge des natürlichen Erosionsprozesses an ihrer Basis in sich zusammengestürzt, sodass derzeit noch sieben Stück übrig sind. Die beiden herrlichen Felstürme an der Ostseite der Plattform sind rein technisch betrachtet keine Apostel, hätten sich den Namen aus meiner Sicht allerdings durchaus verdient. Die Zwölf Apostel sind bloß ein Teil einer ganzen Reihe beeindruckender Felsformationen im Wasser entlang dieses prächtigen Küstenabschnitts.

Ich hatte beschlossen, diesen für mich größten Höhepunkt neben dem Cape Otway an der Great Ocean Road von Apollo Bay aus anzufahren. Am Vormittag ging es los, zunächst über die bekannte Strecke durch den Great Otway National Park nördlich des Kaps.
Great Ocean Road-Twelve Apostles Anreise, Princetown, Gellibrand River
Später kam ich in eine Art Senke mit viel Landwirtschaft und Weideland. Als es wieder ein wenig bergauf ging, erreichte ich den Castle Cove Lookout mit schönen Stränden und guten Wellen zum Surfen. Unten im Wasser versuchten auch drei Surfer ihr Glück. In Princetown, einem kleinen aber wunderschön am Gellibrand River und seiner Meeresmündung gelegenen Nest, spazierte ich am Boardwalk durch das Schilf zur Brücke und zum Campingplatz. An diesem ruhigen Ort konnte man vollkommen entspannt Kanu fahren, angeln, spazieren gehen oder einfach im Schatten die Seele baumeln lassen. Der Strand lag hinter den bewachsenen Dünen versteckt. Gleich nach Princetown starteten die Attraktionen am Wasser.

Die Gibson Steps innerhalb des Port Campbell National Parks wurden im 19. Jahrhundert noch händisch in die steilen Klippen geschlagen und führten mich hinunter zum ungezähmten und wildromantischen Gibson Beach. Die Stufen waren in der Zwischenzeit betoniert worden, blieben aber teils vom Tropfwasser der Felsen durchnässt. Die Strände in diesem Abschnitt waren wegen gefährlicher Strömungen und Sogwirkungen zum Schwimmen gänzlich ungeeignet, aber zum Picknicken, wie ich sah, ein schöner Platz. Die
Great Ocean Road-Twelve Apostles Region, Gibsons Steps
Wellen waren unberechenbar und kamen teils vollkommen überraschend nahe ans vermeintliche Ufer. Im Wasser stand ein riesiger einzelner Brandungsfelsen, bereits ein Vorgeschmack auf die Apostel.

Dieser Küstenabschnitt ist ein kaum besiedeltes einsames Gebiet, wären da nicht tagsüber die Besuchermassen bei den Twelve Apostles. Bei einer kleinen Kreuzung bog die Einfahrtsstraße zum Parkplatz ab, und wie aus dem Nichts standen hier Unmengen von Autos und Bussen. Glücklicherweise verteilten sich die Besucher gut über das relativ große Areal. Über einen breiten betonierten Weg unter der Straßenbrücke konnte man auf ein kleines Kap hinaus zu den Aussichtsplattformen gehen. Dann standen die berühmten Säulenformationen, die ich schon auf Bildern gesehen hatte, plötzlich real vor mir. Jetzt merkte ich, welch entscheidende Rolle der Lichteinfall für das Fotografieren hier hatte. Es war früher Nachmittag und für die Aufnahmen Richtung Westen eher ein schwieriger Zeitpunkt. Die beiden Türme auf der Ostseite standen hingegen im fast idealen Licht. Ich ließ nichts anbrennen auf diesem weltberühmten Platz und genoss trotz der vielen Menschen in aller Ruhe die
Great Ocean Road-Twelve Apostles, Helikopter Rundflüge
Ausblicke. Immer wieder versuchte ich aus anderen Winkeln und Positionen ein noch besseres Bild zu erhalten. Beim Zurückgehen traf ich zwei Mädchen, die per Fahrrad unterwegs waren. Ich hatte sie schon bei der Anfahrt auf der Straße bemerkt, und jetzt erzählten sie mir ihre abenteuerliche Geschichte. Sie schliefen teilweise irgendwo im Freien und wollten noch bis Port Campbell fahren. Hier wehten oft starke Winde auf den Anhöhen über den Klippen, und in der Nacht konnte es bereits empfindlich kalt werden. Sie baten mich, ein paar Aufnahmen mit ihrer Sofortbildkamera für sie zu machen, was ich gerne tat. Die Qualität ihrer Bilder erinnerte mich an die Polaroid-Aufnahmen von vor dreißig Jahren, das blieb mir unverständlich. Über uns schwirrten ständig zwei Hubschrauber, die mit zahlungskräftigen Kunden an Bord laufend zu einem etwa zehnminütigen Rundflug über die lokalen Attraktionen starteten. Der Start- und Landeplatz befand sich hinter dem Parkplatz auf einer grünen Wiese. Die Leute waren in Schlange angestellt und warteten auf ihren Flug. Das Ein- und Aussteigen der neuen und alten Passagiere ging ruck zuck von Statten. Da wurde keine Minute irgendwo verschenkt. Darauf konnte ich gerne verzichten. Ich war beim Heli-Skiing in Kanada stundenlang in Helikoptern gesessen und hatte auf über dreitausend Metern Höhe tolle Aussichten auf die Berge ohne diesen Stress wie hier gehabt.

Great Ocean Road-Twelve Apostles Region, Loch Ard Gorge
Meine Reise ging ein paar Kilometer weiter zur Loch Ard Gorge, wo eine der bekanntesten Geschichten der Shipwreck Coast stattgefunden haben soll. Beim Schiffbruch des Stahlklippers Loch Ard im Jahr 1878 haben es zwei junge Überlebende gemeinsam an den rettenden Strand geschafft. Beim Razorback Rock konnte ich die über tausende von Jahren durch Wind, Wetter und Wasser entstandenen scharfen Ecken, Dellen und Kanäle bewundern. Eine kleine Wanderung durch das Küstenbuschland führte mich vorbei an einer Meereswasserschlucht, die tief ins Festland ragte, zum kleinen Muttonbird Island. Auf dem vor eingeschleppten Räubern wie Füchsen und Katzen sicheren Felsen leben mindestens 50.000 Exemplare des dunklen Sturmtauchers. Diese Vögel mit außergewöhnlichen Flugfähigkeiten legen jährlich auf ihrer Reise von den Aleuten nahe bei Alaska bis nach Australien an die 30.000 Kilometer zurück, wobei sie an einem Tag bis zu 600 Kilometer in langen Gleitflügen reisen können.

Port Campbell war der Umkehrpunkt meines Ausflugs. Eine Weile beobachtete ich an der Schiffsrampe, wie ein Motorboot mit einer Winde aus dem Wasser gehoben wurde. Der kleine Ort im rechtwinkeligen Format eignet sich zu einer Rast nach dem Besuch der zahlreichen Küstenattraktionen und
Great Ocean Road-Port Campbell
bietet in einer winzigen Bucht mit einem netten Sandstrand den einzigen sicheren Schwimmplatz entlang dieser stürmischen See. Auf der Heimreise stoppte ich nochmals bei den Twelve Apostles, um mir die Sicht der Dinge in der Abendsonne anzuschauen. Für die sieben Hauptfelsen war das kein guter Zeitpunkt. Die nach Osten gerichteten Säulen waren hingegen wunderschön ausgeleuchtet. Ein außergewöhnlicher Tag mit dem Erlebnis fantastischer Naturschönheiten ging zu Ende.

Mein letzter Tag in Apollo Bay diente der Erholung und Entspannung. Ich spazierte durch die Kleinstadt und legte mich aufgrund des warmen und freundlichen Wetters seit langer Zeit wieder einmal an den Strand. Die sanft geschwungene Bucht ist sehr schön und lud mich auch zu einem ausgedehnten Strandspaziergang ein. Ein Hubschrauber kam die Bucht entlang und hatte offenbar am anderen Ende einen Einsatz, da er dort mehrfach kreiste, und ein Rettungshelfer am Seil hing. Den späteren Nachmittag des Traumtages nutzte ich, mein Auto vom Schmutz der Staubstraßen zu befreien, ein wenig zu arbeiten und einkaufen zu gehen. Meine Abreise in ein gänzlich neues Gebiet stand bevor.

Great Ocean Road-Abschied von Apollo Bay
Ein herrlicher Tag erwachte, der meinen Abschied von Apollo Bay und der sympathischen Vermieterfamilie mit sich brachte. Von den Hügeln im Westen blickte ich nochmals mit ein wenig Traurigkeit zurück in die Bucht, bevor ich dann richtig Gas gab. Die Strecke war mir bekannt, ich hatte alles entlang gesehen und wollte ein schönes Stück weiterkommen. Deswegen hielt ich erst in Port Campbell, bis wohin ich bei meinem Ausflug zu den Twelve Apostles schon gekommen war. Im Informationszentrum ließ ich mir neues Sightseeing- und Kartenmaterial geben. Ich wollte an diesem Tag nach Warrnambool in die größte regionale Stadt der Great Ocean Region einfahren. Bis dorthin blieb es aber noch ein langer Weg, zumal einige Sehenswürdigkeiten auf der Route lagen. An der Ausfahrtsstraße von Port Campbell war ein guter Aussichtspunkt, von wo aus ich die Flussmündung, den Ort und den Strand einmalig überblicken konnte. Von oben sah einfach alles ein wenig anders aus.

Die Great Ocean Road setzt sich westlich von Port Campbell fort und präsentiert ihren Besuchern weiterhin Brandungsfelsen der verschiedensten Art. Der nächste war nach
Great Ocean Road-Apollo Bay-Warrnambool Anreise, Port Campbell National Park, London Bridge
wenigen Kilometern The Arch, der Küste von Point Hesse vorgelagert. Ein kurzer beschilderter Weg führte zu den Aussichtspunkten. Zu sehen war ein relativ symmetrischer Felsbogen, fast wie von Meisterhand gefertigt. Interessant war auch der Fernblick zu den Twelve Apostles im Osten über die scheinbar glatte See. Nicht weit entfernt lag die zwischenzeitlich eingestürzte London Bridge, ursprünglich eine Felsplattform mit zwei Bögen über Wasser mit Verbindung zum Festland. Man konnte bis zum Einsturz im Jänner 1990 über die kleine Naturbrücke auf den großen Felsen hinausgehen. Zwei verschreckte Touristen mussten damals von der neu entstandenen Insel per Helikopter geborgen werden. Verletzt wurde bei der kleinen Katastrophe niemand. Ein Stück weiter befand sich eine interessante Felsformation mit dem Namen The Grotto. Vom heißen und windverblasenen Heideland ging es über eine Holztreppe zu vollkommen zerklüfteten scharfen Felsen und kleinen Wasserbecken, die mit einer Grotte eine gewisse Ähnlichkeit aufwiesen. Geformt wurden diese beeindruckenden Konstellationen durch Millionen Jahre andauernde Erosion vom Lande und vom Wasser.

Great Ocean Road-Apollo Bay-Warrnambool Anreise, Port Campbell National Park, The Grotto
Nach dem Besuch der Grotte fuhr ich in den Ferienort Peterborough ein, einer flachen kleinen Siedlung mit einem seichten Meeresarm. Auf einer minimalen Anhöhe konnte man den Strand und den seeartigen Mündungstrichter mit Sandflächen überblicken. Auf Tafeln am Parkplatz wurden die Schicksale gestrandeter Schiffe aus dem 19. Jahrhundert an der Shipwreck Coast beschrieben, wie ich es bereits öfters zuvor gesehen hatte. Auf den nächsten Kilometern lag eine Reihe von Buchten darunter die Bay of Martyrs, deren Name ich nicht deuten konnte, und die Bay of Islands, innerhalb derer einige schöne Brandungsfelsen standen. Die Küstenlinie in diesem Gebiet war als Coastal Park gewidmet und stellte ein besonderes Schutzgebiet für seltene Pflanzen des Heidelandes, für Vögel und andere Tiere, darunter auch Robben und Pinguine, dar. Der ungebrochene Wind aus der Antarktis kann Wellen bis zu dreißig Meter Höhe auftürmen, die mit brutaler Gewalt auf die Küste treffen, und das Aussehen formen. Die Küstenlinie weicht jährlich etwa zwei Zentimeter zurück. Am Aussichtspunkt traf ich ein sehr nettes australisches Ehepaar, das per Wohnmobil durch Australien reiste, und an diesem Tag noch bis Port Fairy gelangen wollte. Es war immer eine Wohltat, sympathische Menschen zu treffen, und mit ihnen ein paar freundliche Worte zu wechseln.

Great Ocean Road-Apollo Bay-Warrnambool Anreise, Bay of Islands
Die Great Ocean Road bog danach ein wenig ins Landesinnere ab. An dieser Stelle lag Nullawarre, eine kleine Stadt, die sich rühmte, die letzte an der Ocean Road zu sein. Die Gegend war flach und von Weideland geprägt. In Allansford, wo die Great Ocean Road kurz vor Warrnambool tatsächlich endet, versuchte ich eine Unterkunft zu finden. Ein Motel wurde angezeigt, und ich blieb stehen. Eine junge dumpfe Mitarbeiterin stand an der Bar, wo rein gar nichts los war, und behauptete, sie könne mir kein Zimmer zeigen, da sie die Bar nicht alleine lassen wolle. Einen Schlüssel geben zum Selberschauen, wie es fast alle anderen Vermieter machten, wollte sie auch nicht. Das war echt idiotisch! Ich fuhr weiter und ließ die dumme Ziege alleine zurück. Auch der zweite Versuch in Warrnambool klappte nicht. Die Bude war so mies und der Angestellte so unfreundlich, dass ich sofort die Reißleine zog. Schließlich klappte der dritte Versuch in einem Motel bei einem freundlichen älteren Ehepaar. Ich packte aus und fuhr sofort weiter ins Zentrum der Stadt.

Mir fiel auf, dass es laufend heißer geworden war. Es hatte 34 Grad im Schatten, offenbar war eine frühherbstliche Hitzewelle eingetroffen.
Warrnambool-Cannon Hill Lookout
Mir war es recht, denn manchmal war es in der Nacht schon kühl geworden in den letzten Wochen. Das Informationszentrum in der Stadt hatte bereits zugesperrt, und auch das Flagstaff Hill Maritime Village, ein nachgebautes typisches Küstendorf der späten 1800er Jahre, war geschlossen. Ich blickte von außen auf das Areal, sah einen kleinen Leuchtturm, die Lighthouse Lodge und andere Gebäude aus dieser Zeit. Am Platz davor stand eine alte 68 Pound Kanone der alten Garnisonsstadt Warrnambool aus dem Jahr 1861, die ursprünglich aus England angeschifft worden war, und 30,8 Kilogramm schwere Projektile abfeuern konnte. Unweit des Flagstaff Hill liegt der Lake Pertobe mit Grünflächen, Kinderspielplätzen und Erholungszonen. Ich spazierte durch ein mannshohes Labyrinth aus Plattenwänden in der grünen Wiese und danach auf den Cannon Hill Lookout, wo ebenfalls einige etwas modernere Kanonen standen. Vom Aussichtspunkt konnte man auf die Bahnlinie samt Bahnhof und die nahe Bucht blicken. Zum Schluss fuhr ich zum Hafendamm und warf einen Blick in die Lady Bay, die geschützte Bucht der Stadt.
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